In Rheinland und Westfalen
Köln
17.Juni 1945
Eine Konferenz von 18 ehemals führenden Zentrumsmitgliedern beschloß
einmütig auf eine Wiederbegründung des Zentrums zu verzichten,
das praktisch - allerdings gegen den Willen vieler seiner Exponenten -
eine rein katholische Partei war. Jetzt sollte nach Auffassung aller Versammlungsteilnehmer
eine überkonfessionelle christlich-demokratische Partei geschaffen
werden. Die Konferenz beschloß ferner: Eine Programmkommission soll
im Dominikanerkloster Walberberg bei Köln die grundsätzlichen
Ziele der neuen Partei zusammenstellen. Zuvor sollte mit evangelischen
Persönlichkeiten Fühlung aufgenommen werden. An der Versammlung
im Kölner Kolpinghaus nahmen neben Dr. Leo Schwering, Schaeven, Dr.
Scharmitzel und Dr. Warsch folgende Persönlichkeiten teil: Oberpostpräsident
Joseph Baumhoff, früher Vizepräsident des Preußischen Landtages,
Dr. Mathilde Gescher, Berufsschuldirektorin, Sybille Hartmann, Jugendpflegerin,
Bernhard Günther, Elektromeister, Joseph Helmig, Gewerkschaftssekretär,
Clemens Hastrich, Dr. Josef Hofmann,Schriftleiter, Alfred Keller, Handwerksmeister,
Joseph Kuner, Angestellter, Johann Pimpertz, Betriebsleiter des Kolpinghauses,
Peter Schlack, Genossenschaftsleiter, Dr. Franz Eberhard Welty, Dominikanerpater,
Franz Wiegert, Arbeiter, Gewerkschafter, und Dr. Karl Zimmermann, Schriftleiter
und Geschäftsführer der Gesellenvereine.
Als erste namhafte evangelische Christen nahmen an den folgenden Beratungen
des Kölner Kreises teil: Pastor Hans Encke, der nach dem Kriege zum
Superintendenten gewählt wurde; er stand früher den religiösen
Szialisten nahe und gehörte der Bekennenden Kirche an. Dazu kamen:
Rechtsanwalt Dr. Fritz Fuchs, früher Landtagsabgeordneter der Demokratischen
Partei, Bankier Dr. Pferdmenges, Syndikus Dr. Schlochauer und Erika Voigt,
Sekretärin des Besitzers der ehemaligen liberalen "Kölnischen
Zeitung", Neven DuMont.
23.Juni 1945
In Walberberg begannen die Beratungen über
ein Parteiprogramm. Die Kommission bestand aus Leo Schwering (Leitung),
dem aus Berlin nach Köln zurückgekehrten christlichen Gewerkschafter
Johannes Albers, Hans Encke, Fritz Fuchs, Sybille Hartmann, Josef Hofmann,
Peter Josef Schaeven, Theodor Scharmitzel, Peter Schlack, Wilhelm Warsch,
Karl Zimmermann.
1.Juli 1945
In Walberberg wurden die Programmberatungen
abgeschlossen. Angenommen wurde ein "Vorläufiger
Entwurf zu einem Programm der Christlichen Demokraten Deutschlands"
(Kölner Leitsätze).
Der erste der 20 Leitsätze forderte die Anerkennung der Würde
des Menschen, die das NS-Regime mit Füßen getreten hatte. Die
nächsten verlangten den Schutz der Familie, die Wiederherstellung
des Rechtsstaates, der Meinungs- und Vereinsfreiheit, der religiösen
Gewissensfreiheit. Neben der Bekenntnisschule wurde auch die christliche
Gemeinschaftsschule mit konfessionellem Religionsunterricht anerkannt.
Das Recht auf Eigentum ist zu verbürgen, aber wo das Gemeinwohl es
fordert, soll Gemeineigentum geschaffen werden.
Ziel der Wirtschaft müsse die Bedarfsdeckung sein. Die Vorherrschaft
des Großkapitals soll gebrochen werden. Klein- und Mittelbetriebe,
Handwerk und Bauernstand, Gewerkschften und Genossenschaften sind zu fördern.